Startklar für den E-Auto-Boom
Wie eine Osnabrücker Firma sich auf den E-Auto-Boom einstellt
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Wenig Ladesäulen, wenig Elektroautos. Wenig Elektroautos, wenig Ladesäulen. Die Osnabrücker Firma Isoblock setzt darauf, dass dieser Teufelskreis bald durchbrochen ist.
Osnabrück. Roger Schmiemann, geschäftsführender Gesellschafter von Isoblock Schaltanlagen, ist ein großer Freund der erneuerbaren Energien und Elektromobilität. Der Chef des mittelständischen Unternehmens mit 110 Beschäftigen im Gewerbegebiet am Burenkamp beobachtet sehr genau, wohin die Politik steuert, und denkt immer mindestens einen Schritt weiter. Denn ein Teil seines Geschäfts ist abhängig davon, woher der Wind in der Energiepolitik gerade weht.
Fotos: Michael Gründel
Isoblock baut Schaltanlagen für große und kleine Objekte, im Nieder- und Mittelspannungsbereich. Kerngeschäft aber ist das Anschließen von Windparks. Jährlich docken die Isoblock-Mitarbeiter Windräder mit einer Leistung von 900 Megawatt ans Netz an, das entspricht fast der Leistung eines durchschnittlichen Kernkraftwerks. Das Osnabrücker Unternehmen liefert das Gesamtpaket vom Anschluss des einzelnen Windrades bis zur Übergabestation. Isoblock-Anlagen stehen in Skandinavien, Großbritannien, Süd- und Mitteleuropa. Und natürlich in Deutschland: „In Deutschland sind wir Vorreiter“, sagt Schmiemann.
Der Job ist in letzter Zeit schwieriger geworden. Durch den Brexit ist das Geschäft in Großbritannien, wo Isoblock jährlich 150 Windräder ans Netz brachte, fast eingebrochen. Die Investmentfonds, die Gelder für den Bau von Windparks im hohen schottischen Norden einsammelten, sind durch den EU-Austritt Großbritanniens verunsichert und orientieren sich um. Schmiemann und sein Team ist es gelungen, den Rückgang im Britannien-Geschäft durch Zuwächse in Frankreich und Südeuropa auszugleichen. Der Brexit-Beschluss ist ein Beispiel, wie sich politische Schwenks unmittelbar auf das Geschäft des Mittelständlers auswirken.
Das gilt auch für die deutsche Politik. Beispiel: die Drosselung des Windkraftausbaus. In diesem Jahr wurde erstmals die Gesamtmenge der neu zu installierenden Windenergieleistung öffentlich ausgeschrieben. Damit ist das Wachstum gedeckelt – und Unternehmen wie Isoblock müssen darauf reagieren.
Roger Schmiemann hat reagiert, indem er mehr auf die Elektromobilität setzt. Der Bau und Vertrieb von Trafostationen für Schnellladesäulen ist bereits heute ein wichtiger Teil des Unternehmens. Diese Sparte kann aber, wenn Autokonzerne und Politik erst mal den Hebel vollständig umgelegt haben, zum großen Gewinner werden. Isoblock ist darauf vorbereitet.
Schmiemann gibt als Ziel die flächendeckende Versorgung mit Schnellladestationen aus. An einer solchen Ladestation können bis zu vier Elektroautos zeitgleich in unter 20 Minuten voll aufgeladen werden. Das schnelle Aufladen wird dadurch möglich, dass die Ladegeräte nicht im Auto selbst, sondern in der Ladesäule verbaut sind. Dadurch kann mehr Strom in kurzer Zeit in die Akkus der Autos fließen. Neuere Elektroautos verfügen über diese Technik.
Die Schnellladesäulen sollen an zentralen Orten in Innenstädten und vor Supermärkten platziert werden. „Während sie einkaufen, lädt sich ihr Auto auf“, sagt Schmiemann. So lasse sich der Ladeprozess in den ganz normalen Tagesablauf integrieren. „Und die Supermärkte haben auch was davon, weil sie die Kunden an sich binden.“ Auch für Berufspendler könnte ein Elektroauto reizvoll sein, wenn der Arbeitgeber eine Ladesäule bereitstelle. Das Laden an der Steckdose des Arbeitgebers müsse nicht als geldwerter Vorteil versteuert werden, sagt Schmiemann.
Aktuell gebe es in Osnabrück nur eine Schnellladestation. „Elektromobilität ist noch ein kleines Pflänzchen, das wächst.“ Der Geschäftsführer rechnet damit, dass die großen Autobauer BMW, Daimler, Ford und VW unter dem Dach ihres Gemeinschaftsunternehmens Ionity jetzt den flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur vorantreiben. Ionity mit Sitz in München will bis 2020 mindestens 400 Schnellladestationen an europäischen Hauptverkehrswegen bauen. Isoblock steht bereit, die Trafos und Ladesäulen zu liefern.
Von Wilfried Hinrichs und Jonas Hanenkamp (Neue Osnabrücker Zeitung 26.11.2017)