Prof. Dr. Rammler beim Sofagespräch im PROJEKTBÜRO
Mehr Mobilität mit weniger (Individual-)Verkehr Spannende Denkanstöße von Prof. Dr. Stefan Rammler auf dem Osnabrücker Mobilitätsforum
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Wie können intelligente neue Systeme in den Städten mehr Mobilität bei zugleich weniger Verkehrsaufkommen schaffen? So lautete eine der zentralen Fragen, die der renommierte Mobilitäts- und Zukunftsforscher Prof. Dr. Stefan Rammler Ende Januar 2018 auf dem Mobilitätsforum in Osnabrück beantwortete. Rund 80 interessierte Osnabrücker – unter ihnen auch Roger und Gerrit Schmiemann von der Isoblock Schaltanlagen GmbH – erhielten spannende Denkanstöße und gelangten zu neuen Perspektiven.
Prof. Rammler hob hervor, dass eine Reduzierung des Individualverkehrs – insbesondere mit dem Pkw – für die Stadtbewohner und die Pendler auf lange Sicht keinen Verzicht, sondern eine Bereicherung darstelle. Seiner Ansicht nach können die Menschen so einen Großteil der öffentlichen Räume, die bisher von der Nutzung des Autos dominiert werden, für Begegnungen und soziale Interaktion zurückgewinnen.
Dies veranschaulichte Prof. Rammler durch die für viele Zuhörer überraschende Aufforderung, sich mitten in Osnabrück an eine vielbefahrene Kreuzung zu stellen und einmal tief durchzuatmen. Für Jeden sei sofort klar, dass es hier einen unübersehbaren Handlungsbedarf gebe.
Autofreundliche Stadtplanung – ein Vehikel aus alten Zeiten?
Ebenso sei es offensichtlich, dass die traditionelle Strategie, die Städte möglichst autofreundlich zu gestalten, an ihre Grenzen gestoßen ist – sowohl ökologisch und gesundheitlich angesichts der schlechten Luftqualität, als auch in gesellschaftlicher Hinsicht. So plädierte der Braunschweiger Dozent der Hochschule für Bildende Künste für eine neue Verkehrskultur, die mehr Rücksichtnahme von allen Teilnehmern des Straßenverkehrs erfordert.
Die wesentliche Herausforderung an die Politik lautet nach Ansicht von Prof. Rammler, den Bedarf für Mobilität durch neue Angebote intelligenter zu managen. Dazu gehöre einerseits die Stärkung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und der Mobilität mit dem seiner Ansicht nach klügsten Fortbewegungsmittel: dem Fahrrad.
Renaissance der Fahrgemeinschaften
Doch darüber hinaus komme es vor allem darauf an, aktuelle digitale Applikationen und neue Möglichkeiten der Verkehrs-Telematik zu nutzen, um die Verkehrsströme anders zu organisieren. So sollte die längst aus der Mode gekommene Einrichtung der Fahrgemeinschaften wiederbelebt werden. In diesem Zusammenhang forderte Prof. Rammler eine deutlich verbesserte Zusammenarbeit der Kommunen mit den örtlichen Firmen: Ein betriebliches Mobilitätsmanagement könne einen Meilenstein auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Verkehrskonzept darstellen.
Begeistert von den Ideen des Mobilitätsforschers waren nicht zuletzt Roger und Gerrit Schmiemann, der bei Isoblock für Mobilitätslösungen und E-Mobility zuständig sind. Ganz in Ihrem Sinne ist die Idee, die urbane Umwelt durch möglichst schadstofffreie Transportmittel zu schonen.
Moderne Apps für gemeinschaftliche Nutzung von E-Mobilen
„Auch wenn die E-Mobilität streng genommen noch keine Abkehr vom üblichen Individualverkehr bedeutet, ist es doch klar, dass sauber erzeugter Strom, der für die Mobilität eingesetzt wird, zu einer deutlich höheren Luftqualität beiträgt. Und wenn dazu mit entsprechenden Apps ganz nach Bedarf auch kurzfristig noch Fahrgemeinschaften gebildet werden, die den Verkehr insgesamt entlasten – umso besser!“, meinte Gerrit Schmiemann nach der Veranstaltung.
Um die Nutzung umweltfreundlicherer Verkehrsmittel attraktiver und nachhaltiger zu machen, ist es Sinnvoll, den Ausbau der Ladeinfrastruktur durch High Power Charging (HPC) Stationen zu forcieren. Dies könne den notwendigen Umbau der Mobilität durch eine höhere Akzeptanz aufseiten der nach wie vor wachsenden Zahl von Pendlern beschleunigen.
(Autor: Frank Beushausen, Perfect Sound PR)
Stephan Rammler ist Gründungsdirektor des Instituts für Transportation Design (ITD) und Professor für Transportation Design & Social Sciences an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Er arbeitet in der Mobilitäts- und Zukunftsforschung, forscht zu Verkehrs-, Energie- und Innovationspolitik, Fragen kultureller Transformation und zukunftsfähiger Umwelt- und Gesellschaftspolitik. Außerdem baut er einen Forschungsschwerpunkt kulturelle Transformationsprozesse auf. (Text: WIKIPEDIA)